Die menschliche Komponente in der KI-unterstützten Prozessoptimierung: Chancen und Grenzen

In einer zunehmend digitalisierten Geschäftswelt gewinnt die Integration künstlicher Intelligenz (KI) in die Prozessoptimierung rasant an Bedeutung. Laut einer Forbes-Studie (2023) erwarten 42% der Unternehmen positive Auswirkungen von KI in der Prozessoptimierung. Der Einsatz von KI bei der Optimierung von Prozessketten ist nach einer Studie von Deloitte (2023) eines der zentralen Einsatzgebiete. Doch birgt die Betonung technologischer Aspekte das Risiko, die menschliche Dimension zu vernachlässigen. Dieser Beitrag soll die Chancen und Grenzen der menschlichen Komponente in der KI-gestützten Prozessoptimierung beleuchten, gestützt auf  aktuelle Entwicklungen und Expertenmeinungen.

Chancen und Vorteile

Es ist allgemein anerkannt, dass menschliche Expertise für den erfolgreichen Einsatz von KI unerlässlich ist. Experten sind sich einig, dass KI-Systeme die menschliche Intelligenz ergänzen, aber nicht vollständig ersetzen können. Die entscheidende Frage ist: Wie relevant bleibt der Mensch in diesem Prozess? Wie der Experte Ulrich Lichtentaler (2022) betont, ist die erfolgreiche Verknüpfung menschlicher Expertise mit KI entscheidend.

Eines der möglichen Potenziale liegt darin, dass die KI repetitive Aufgaben übernimmt, während der Mensch erstens seine kognitiven Fähigkeiten einsetzt, um aus gegebenen Kontexten Problemstellungen abzuleiten, die dann als Aufgabenstellung für die KI genutzt werden. Zweitens durch die anschließende Identifikation der notwendigen Daten, die für eine KI-gestützte Aufgabenbearbeitung benötigt werden. Drittens ist es weiterhin erforderlich, diese Daten entweder aus vorhandenen Datenmengen zu isolieren und entsprechend aufzubereiten oder die entsprechenden Daten überhaupt erst zu erheben. Viertens müssen anschließend durch einen geeigneten Datenimport die Voraussetzungen für eine Nutzung durch KI geschaffen werden. Fünftens ist – sinnvollerweise als einer der ersten Schritte – eine geeignete KI-Anwendung zu identifizieren, auszuwählen und ggf. entsprechend zu trainieren, die auf Basis der gegebenen Daten die angestrebte Problemlösung erst ermöglicht. Darüber hinaus ist die Bewertung der Ergebnisse des Trainings einer KI durch einen Realitätscheck eine stets dem Menschen zuzuordnende Aufgabe.

Ein Beispiel hierfür ist die Einbindung menschlicher Expertise in die Bewertung von KI-Systemempfehlungen mittels des Expertenbasierten Vertrauens (EDC)-Scores. Diese Methode wurde von Forschern des Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) des US-Energieministeriums entwickelt, um die Zuverlässigkeit von KI-Systemen zu verbessern, indem menschliche Experten in die Bewertung ihrer Empfehlungen einbezogen werden. Durch die Nutzung menschlichen Wissens und menschlicher Expertise können KI-Systeme fundiertere Entscheidungen treffen, Wissenslücken schließen und das Vertrauen von Nutzern und Stakeholdern stärken.

In der praktischen Optimierung von Prozessen kann der Einsatz von KI vor allem dazu genutzt werden, um uns von monotonen, repetitiven oder zeitaufwändigen Aufgaben wie der Informationssuche entlasten. Zusätzlich können mit Hilfe der KI Muster in Datenmengen identifiziert werden, welche ansonsten nicht zu finden wären. Diese können dann wieder zu weiteren Optimierungsansätzen führen.

Es ist eine Tatsache, dass trotz steigender Forschungsausgaben immer weniger innovative Ideen entwickelt werden. Auch wenn Experten davon ausgehen, dass KI allein keine grundlegend neuen Ideen hervorbringen wird, wird erwartet, dass KI diesen Trend wieder umkehren kann. So kann gerade generative KI auch völlig neue und für den Menschen überraschende Inhalte schaffen und damit die Kreativität wieder anregen. Eine Studie der Universität von Montana zeigt zusätzlich, dass auch KI selbst im Punkt Kreativität mittlerweile große Fortschritte gemacht hat und in standardisierten Kreativitätstests erstaunlich gut abschneidet. Das gilt mit Einschränkungen selbstverständlich auch für die Optimierung von Prozessen.

Grenzen und Herausforderungen

Trotz der vielversprechenden Chancen birgt die Integration von KI in die Prozessoptimierung auch Herausforderungen und Grenzen. Ethik und Verantwortung im Umgang mit KI stehen dabei im Mittelpunkt, wie von Experten in entsprechenden Fachbeiträgen betont wird. Der Einsatz von KI in Entscheidungsprozessen erfordert klare ethische Richtlinien, um sicherzustellen, dass menschliche Werte und Prinzipien eingehalten werden.

Die Akzeptanz in der Belegschaft ist eine weitere denkbare Hürde in der Praxis. Der mögliche Widerstand gegen technologische Veränderungen kann die Effektivität von Prozessoptimierungsinitiativen beeinträchtigen. Nach einer Studie des Fraunhofer Instituts (2021) ist es entscheidend, die Mitarbeiter aktiv in den Implementierungsprozess einzubeziehen und ihre Bedenken ernst zu nehmen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Weiterhin besteht die Gefahr, dass menschliche Entscheidungsträger KI-Entscheidungen nicht nachvollziehen können, was die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit beeinträchtigen kann. Sollten Prozessoptimierungen also KI-unterstützt erfolgen, wäre diesem Gesichtspunkt rechtzeitig die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen, z.B. durch entsprechende frühzeitige vertrauensbildende Maßnahmen.

Der Umgang mit schlecht strukturierten Problemen oder komplexen Situationen erfordert dagegen andere Fähigkeiten. Ein hohes Maß an Abstraktionsvermögen, spezifische Fachkenntnisse und Intuition können dann helfen. Zusätzlich verfügen Menschen über Fähigkeiten wie Neugier, Motivation, Empathie oder Metakognition, also die Fähigkeit, das eigene Handeln, Denken und Entscheiden zu reflektieren und an die Situation anzupassen. Diese kreativen Problemlösungskompetenz des Menschen spielt eine Schlüsselrolle bei der Identifizierung innovativer Lösungsansätze. Während die Kompetenz von KI auf vorhandenen Daten und Algorithmen basiert, kann daher die menschliche Fähigkeit, unkonventionell zu denken, neue Wege zur Prozessoptimierung eröffnen.

Fazit

Die Rolle des Menschen in der KI-gestützten Prozessoptimierung ist von erheblicher Bedeutung, wenn die vielversprechenden Möglichkeiten dieser Technologie optimal genutzt werden sollen. Die Möglichkeiten durch die Entlastung von wiederkehrenden oder zeitraubenden Prozessschritten den Menschen Freiräume für kreative Tätigkeiten zu schaffen ist eine naheliegende Nutzung von KI. Darüber hinaus eröffnen aber auch sich zusätzliche Potenziale durch die schnelle Analyse von großen Datenmengen oder die Erkennung von Mustern in solchen Daten. Daraus lassen sich gegebenenfalls zusätzliche Ansätze für die Optimierung von Prozessen gewinnen.

Die Integration von KI in Prozessoptimierung birgt Herausforderungen. Es ist wichtig, die grundlegende Ethik und Verantwortung klar zu definieren, um menschliche Werte zu wahren. Zudem ist die Mitarbeiterakzeptanz für KI-gestützte Prozessverbesserungen sehr wichtig, da Widerstände die Effektivität der Implementierung KI-gestützter Prozesse beeinträchtigen können. Trotz aller Herausforderungen stehen die Chancen gut, dass die erzielbaren Verbesserungen größer sind als mit allen bisher eingesetzten Technologien und Methoden.

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Mehr zum Thema auch unter Prozessoptimierung & Business Excellence

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