Erfolgsfaktoren in interdisziplinären Projekten

In einer sich ständig verändernden Wirtschaftswelt müssen Unternehmen heute oft Entscheidungen unter schwierigen Rahmenbedingungen treffen. Diese werden manchmal unter dem Akronym VUKA zusammengefasst. VUKA steht für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität. Damit wird ein Unternehmensumfeld beschrieben, in dem technologischen Fortschritt, Globalisierung, sich verändernde Märkte und die Notwendigkeit von Effizienz und Agilität zu einer Situation führen, die mit traditionellen Instrumenten immer weniger beherrschbar ist.

In diesem Kontext sind interdisziplinäre Ansätze, insbesondere bei der Planung und Durchführung von Projekten, zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Organisationen geworden, die nachhaltig erfolgreich agieren wollen. Ziel dieses Beitrages ist es aufzuzeigen, welche Potenziale in den unterschiedlichen Qualifikationen der Teammitglieder in interdisziplinären Projekten liegen, welche Synergien sich daraus ergeben können und welche Rolle der Projektleitung dabei zukommt.

Überblick: die wichtigsten Erfolgsfaktoren

Es gibt allgemein bekannte Faktoren, die den Erfolg von Projekten begünstigen. Der Vollständigkeit halber möchte ich daher im Folgenden einen kurzen Überblick geben.

Klare Kommunikation und Teamzusammenarbeit

  • Effektive Kommunikation zwischen den Teammitgliedern aus unterschiedlichen Disziplinen ist von zentraler Bedeutung.
  • Ein offener Austausch von Ideen und Informationen fördert eine positive Teamdynamik.
  • Klare Rollen und Verantwortlichkeiten helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Ganzheitlicher Ansatz und Verständnis

  • Ein Verständnis für die verschiedenen Fachbereiche und deren Wechselwirkungen ist förderlich.
  • Teammitglieder sollten den Gesamtkontext des Projekts verstehen, um die Integration von Fachwissen zu ermöglichen.
  • Ein ganzheitlicher Ansatz berücksichtigt technische, wirtschaftliche und prozessuale Aspekte.

Effektives Projektmanagement

  • Kompetentes Projektmanagement ist unerlässlich, um Zeitpläne einzuhalten und Ressourcen effizient zu nutzen.
  • Die Anwendung bewährter Projektmanagementmethoden, wie beispielsweise agile oder Wasserfall-Methoden, tragen zum Projekterfolg positiv bei.
  • Eine klare Projektstruktur und -organisation ermöglichen es, den Überblick über komplexe Projekte zu behalten.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

  • Interdisziplinäre Projekte sind besonders oft von unvorhersehbaren Situationen geprägt.
  • Flexibilität in der Herangehensweise ermöglicht es dem Team, sich schnell an neue Anforderungen anzupassen.
  • Ein agiles Mindset unterstützt ebenfalls die Anpassung an sich verändernde Umstände

Erfahrene Projektleitung

  • Ein erfahrener Projektleiter mit Kenntnissen in verschiedenen Fachbereichen kann die Koordination und Integration erleichtern.
  • Die Fähigkeit, Herausforderungen proaktiv anzugehen und das Team zu motivieren, ist von großer Bedeutung.
  • Ein erfahrener Projektleiter kann auch Risiken frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen

Die hier genannten Faktoren gewinnen in interdisziplinären Projekten deshalb zusätzlich von Bedeutung, weil die Herausforderungen größer sind als bei vergleichbaren Projekten die auf einen Fachbereich begrenzt sind. Damit verbunden sind aber gleichzeitig auch zusätzliche Potentiale verbunden welche bei entsprechender Vorbereitung und Durchführung von interdisziplinären Projekten gehoben werden können.

Teamspeziefische Aspekte und Potentiale

In der heutigen Zeit, in welcher die Ausbildung von Fachkräften vermehrt auf Spezialisierung setzt, nimmt die Fähigkeit der Projektbeteiligten zu einer ganzheitlichen Betrachtung von projektrelevanten Faktoren tendenziell ab. Dieser Trend ist besonders bedenklich, da die Anforderungen in interdisziplinären Projekten genau das Gegenteil erfordern. Erschwerend kommt mittlerweile oft hinzu, dass Projekte in Teams abgewickelt werden, in welchen die einzelnen Teilnehmer aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen. Damit ergeben sich zusätzliche Anforderungen an alle Beteiligten, da nicht auf ein einheitliches Wertesystem zurückgegriffen werden kann. Das sich daraus resultierende Risikopotenzial ist daher keineswegs zu unterschätzen. So ist es besonders wichtig, dass Unternehmen dieser Entwicklung durch geeignete Maßnahmen entgegenwirken. Die wichtigsten davon sind:

  • Job-Rotation

Job-Rotation ist eine Personalentwicklungsstrategie, bei der Mitarbeiter regelmäßig zwischen verschiedenen Aufgaben oder Positionen innerhalb eines Unternehmens wechseln, um ihre Fähigkeiten zu diversifizieren, ihre Lernkurve zu steigern und eine breitere berufliche Expertise zu entwickeln. Dies fördert nicht nur die Mitarbeiterentwicklung, sondern verbessert auch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.

  • CrossTraining

Mit diesem Begriff verbindet man die gezielte Schulung von Mitarbeitern in verschiedenen Fachbereichen oder Disziplinen, um ihre Vielseitigkeit zu fördern und sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, Aufgaben und Verantwortlichkeiten über verschiedene Funktionen hinweg zu übernehmen. Damit wird ebenfalls die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte in einem Unternehmen gesteigert.

  • Best Practice Sharing

Ein fachbereichsübergreifender Austausch von Best Practices bezieht sich darauf, bewährte Methoden, Strategien und Erfahrungen zwischen verschiedenen Abteilungen oder Fachbereichen in einem Unternehmen zu teilen, um Synergien zu fördern und optimale Arbeitsweisen auf organisatorischer Ebene zu etablieren. Diese Vorgehensweise trägt dazu bei, Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen unternehmensweit zu implementieren.

  • Kontinuierliche Weiterbildung und Skill-Development

Die Förderung von lebenslangem Lernen und kontinuierlicher Weiterbildung der Mitarbeiter ermöglicht es dem Unternehmen, auf aktuelle Anforderungen zu reagieren. Mitarbeiter können so neue Fähigkeiten erwerben, um sich den sich wandelnden Unternehmensanforderungen anzupassen.

Alle diese Maßnahmen sind nicht kurzfristig auf ein Projekt bezogen durchzuführen, können aber bei einem Großprojekt mit entsprechender Vorlaufzeit in erheblichem Maße zu einer erfolgreichen Projektdurchführung beitragen.

Erfolgsfaktor: Die besondere Rolle des Projektleiters

Neben einer auf Flexibilität ausgerichteten Ausbildung der Teammitglieder kommt der zentralen Funktion des Projektleiters eine erhebliche Bedeutung zu. In seiner Verantwortung liegt es aus einer Gruppe von Einzelspielern eine Mannschaft zu formen, welche auch bei ungeplanten Situationen ruhig und effektiv agiert. Im Idealfall handelt es sich um einen Projektleiter der selbst über eine Mehrfachqualifikation und Erfahrung in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen verfügt. Eine ganzheitliche Denkweise, gepaart mit fundiertem Fachwissen in den Teildisziplinen, ermöglicht es ihm z. B. potenzielle Risiken als Einziger oder zumindest deutlich früher als die spezialisierten Fachleute im Team zu erkennen.

Dies gilt vor allem für Themen welche sich nicht einem Fachbereich allein zuordnen lassen. So wäre er derjenige der gegebenenfalls identifizieren sollte, dass zusätzliche Fachleute ins Team aufgenommen werden müssen. Darüber hinaus liegt es in seiner Verantwortung  Kommunikationslücken zwischen den unterschiedlichen Disziplinen zu identifizieren. Zusätzlich wäre es seine Aufgabe sogenannte “blinde Flecken” im Projekt zu erkennen und somit das Risikopotenzial zu minimieren. Auf diese Weise kann er einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass auch unter anspruchsvollen Bedingungen eine erfolgreiche Projektdurchführung erreicht werden kann.

Zusammenfassung

Neben den allgemeinen Erfolgsfaktoren welche für mehr oder weniger alle Projekte Gültigkeit haben, stellen die zusätzlichen Herausforderungen von interdisziplinären Projekten besondere Anforderungen an alle Beteiligten. Diese lassen sich am besten meistern wenn die Teammitglieder durch geeignete Maßnahmen schon vor Projektbeginn dazu befähigt sind sich in die Themen und Problemstellungen anderer Fachbereiche hineinzudenken. Die dafür erforderlichen Maßnahmen sind meistens mittelfristiger Natur.

Der zentrale Baustein eines erfolgreichen Projektes ist aber in jedem Fall ein erfahrener Projektleiter, welcher neben den gängigen Projektmanagementmethoden auch über einen breiten Erfahrungshorizont verfügt in Verbindung mit einem möglichst breiten Qualifikationsprofil. Die in der Praxis erworbene Erfahrung in verschiedenen Tätigkeitsfeldern und entsprechende Projekterfahrung sind kaum zu überschätzende Erfolgsfaktoren. Daher sollten Unternehmen sicherstellen, dass sie entweder selber geeignete Kandidaten identifizieren und entsprechend ausbilden oder sich die benötigte Expertise extern einkaufen, um bei kritischen Projekten eine erfolgreiche Realisierung abzusichern.

Sollten Sie sich zu diesem Thema mit dem Autor austauschen wollen oder selbst Bedarf an einer entsprechenden Projektleitung haben, so erreichen Sie mich mobil unter der Nummer 0159-02140530 oder per Mail unter bernhard.heer@theinterventionexpert.com. Ich freue mich auf einen Austausch.

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